Heiß begehrt, aber schwer zu überzeugen: Die Generation Z

Die Generation Z (Jahrgänge von 1995-2009) ist die derzeit wohl am stärksten umworbene Zielgruppe auf dem Arbeitsmarkt. Kein Wunder: Denn angesichts des demografischen Wandels und des sich verschärfenden Fachkräftemangels suchen Unternehmen händeringend nach neuem Personal. Doch wie überzeugt man als Unternehmen die junge Generation von sich? Gen-Z-Vertreter Max Hagenbuchner und HR-Experte Felix Behm erklären, worauf es der Generation Z ankommt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Unternehmen stehen angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels vor der Herausforderung, neues Personal zu gewinnen.
  • Die Nachwuchskräfte der Generation Z sind dabei besonders begehrt, sie wissen allerdings um ihren Wert und treten entsprechend selbstbewusst auf.
  • Gen-Z-Vertreter Max Hagenbuchner und HR-Experte Felix Behm verraten, wie die Gen Z tickt und was sie von Unternehmen erwartet.
  • Es zeigt sich: Die Gen Z achtet bei der Auswahl des Arbeitsplatzes vor allem auf Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Sicherheit.
  • Gesundheit ist der wichtigste Wert für die Gen Z – Unternehmen sollten daher vor allem im Bereich der mentalen Gesundheit Angebote bereitstellen.
Diverse Gruppe junger Menschen im Freien fotografiert
Gehalt, Gesundheit, Nachhaltigkeit – Wie können Unternehmen die Generation Z überzeugen? iStock/ Diamond Dogs

Gen Z – diese fast schon sagenumwobene Zielgruppe beschäftigt derzeit viele Personalverantwortliche. Sie stellen sich die Frage: Wie gelingt es, junge Talente für das eigene Unternehmen zu gewinnen? Die Generation Z, welche die Jahrgänge von 1995 bis 2009 umfasst, ist die derzeit am stärksten umworbene Zielgruppe auf dem Arbeitsmarkt. Sie gilt es, angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels zu erreichen. Eine Annäherung an die Gen Z und ihr spezielles Verhältnis zu der bald aus der Arbeitswelt ausscheidenden Generation der Babyboomer.

Die Generationen Babyboomer bis Generation Beta im Überblick.

Wie ernst die Situation ist, zeigen diese Zahlen: Im vergangenen Jahr hat der Fachkräftemangel in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Es fehlen hierzulande über eine halbe Million Fachkräfte – im Juli 2022 waren davon fast 50 Prozent der Unternehmen betroffen. Einer Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge wird sich die Situation weiter verschärfen. 2030 könnten demnach bis zu fünf Millionen Fachkräfte hierzulande fehlen. Der Grund: Viele Arbeitnehmer:innen aus der geburtenstarken Generation der Babyboomer (Jahrgänge 1950-1964) gehen dann in Rente. Umso mehr stehen daher Personalverantwortliche vor der Herausforderung, junge Talente vom eigenen Unternehmen zu überzeugen. Doch wie macht man sich für die Gen Z attraktiv?

Das erwartet die Gen Z von Unternehmen

Felix Behm gehört zu einem Kreis von Personen, die sich als Gen Z-Experten einen Namen gemacht haben. In seinem Podcast „Generation-Z-Talk“ spricht er regelmäßig mit Vertreter:innen dieser Altersgruppe, außerdem unterstützt der ehemalige Personaler Unternehmen dabei, den richtigen Umgang mit den Digital Natives zu finden. Er sagt: „Die Gen Z wächst mit einem anderen Selbstverständnis auf als vorherige Generationen: Sie ist sich darüber bewusst, dass sie auf dem Arbeitsmarkt die Qual der Wahl hat. Rund zehn Millionen Gen-Zler sollen 20 Millionen Babyboomer ersetzen. Dieses Ungleichgewicht sollten sich Unternehmen bewusst machen.“

Die Gen Z befindet sich also in einer starken Ausgangsposition und kann dementsprechend mit breiter Brust auftreten. Um zu verstehen, wie sie tickt, hilft es, sich einen typischen Tag im Leben einer GenZler:innen vor Augen zu führen:

Ein typischer Tag im Leben einer Gen Z-Person hilft dabei, ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Bild- und Informationsquelle: PwC Studie „So tickt die Generation Z”

Aus dem Schaubild wird schnell ersichtlich: Die Generation ist praktisch immer online und sucht – getreu dem Motto „Social First“ – in den sozialen Medien nach Informationen und Inspirationen, plus, sie beschäftigt sich auch aktiv mit ihr. Thematisch sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz die Themen, die diese Generation mit am stärksten beschäftigen – sinnbildlich dafür stehen die Fridays-for-Future-Proteste. Wenig überraschend wird auf diese Themen auch bei der Auswahl des Arbeitgebers geachtet, sagt Felix Behm: „Klimawandel, Nachhaltigkeit und soziales Engagement sind die Themen, die die Generation Z derzeit beschäftigen. Ein Zler stellt sich bei der Auswahl des Arbeitsplatzes daher die Frage: Engagiert sich das Unternehmen XY in diesen Feldern? Ist dies der Fall, hat das Unternehmen gute Chancen – sonst geht der Zler eben woanders hin.“

Warum auch finanzielle Sicherheit für die Gen Z wichtig ist

Die Generation Z tritt also angesichts der demografischen Entwicklung selbstbewusst auf, fühlt sich in den sozialen Medien zuhause und legt Wert auf nachhaltige Unternehmen. Spielen Hard Facts wie das Gehalt für die jungen Talente gar keine Rolle mehr? Doch, sagt Max Hagenbuchner. Der gebürtige Oberbayer, Mitte 20, ist ein Vertreter der Gen Z und spricht als Vortragsredner regelmäßig über seine Generation. Er hat den Eindruck, dass in jüngster Vergangenheit – bedingt durch die Corona-Pandemie und andere Krisen – ein Wandel eingesetzt hat und die Bedeutung der Arbeitsplatzsicherheit gestiegen ist. Zum Thema Gehalt sagt er: „Dass wir finanziell abgesichert waren, war jahrelang der Normalzustand. Durch die Wirtschaftskrise und die steigende Inflation hat sich diese Situation verändert. Es ist der Gen Z daher wichtig, ihren Lebensstandard halten zu können und finanziell abgesichert zu sein.“

Eine These, die auch die aktuelle Studie „Deloitte Millennial Survey 2022“ bestätigt. Sie hat untersucht, welche Erwartungen die Generation Z an Arbeitgeber:innen hat. Ein wichtiges Ergebnis: Die Generation Z hat große Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten. Folglich wird wirtschaftliche Sicherheit neben Nachhaltigkeit und der ohnehin vorausgesetzten Flexibilität, was Arbeitszeiten und -ort betrifft, für die Generation Z immer wichtiger bei der Auswahl des Arbeitsplatzes.

©privat

Worin die Unterschiede zu anderen Generationen liegen

Ist die Gen Z also gar nicht so anders als ihr Vorgängergenerationen YX und die Babyboomer? Die Antwort lautet: Jein. Wie jede Generation treiben auch Zler:innen ganz bestimmte Themen um. Doch es gibt auch generationenübergreifende Gemeinsamkeiten, wie Felix Behm betont: „Die Generationen ticken gar nicht so unterschiedlich, wie viele denken. Auch die Generationen Y oder X und die Babyboomer wünschen sich zum Beispiel Wertschätzung, ein regelmäßiges Feedback-Gespräch und einen sinnhaften Job. Aber die Gen Z ist die erste, die das auch ausspricht. Und das stößt den Vorgängergenerationen mitunter bitter auf.“

Behm spricht damit einen Punkt an, der für das Betriebsklima von entscheidender Bedeutung ist – das Miteinander der verschiedenen Generationen im Unternehmen. Ältere Jahrgänge empfinden das selbstbewusste Auftreten der jüngeren Beschäftigten teilweise als zu forsch. Die Gen Z wiederum hält die Vorgängergenerationen manchmal für zu starrsinnig und unbeweglich – gerade im Hinblick auf technische Entwicklungen und den digitalen Fortschritt. So lauten zumindest die Klischees.

Wie der Generationenmix im Unternehmen gelingen kann

„Wie für alle Vorteile gilt auch hier, dass kein Weg daran vorbeiführt, miteinander zu sprechen und offen zu kommunizieren“, sagt der Gen-Zler Max Hagenbuchner. Was er anspricht, kennen vermutlich die meisten Menschen: Sobald man mit einer unbekannten Person ins Gespräch kommt, merkt man oft schnell, dass sie gar nicht so anders tickt und durchaus Gemeinsamkeiten bestehen. Doch wie lässt sich der Austausch zwischen älteren Beschäftigten und Newbies im Unternehmen fördern?

Neben klassischen Teambuilding-Maßnahmen wie Ausflügen oder Get-together-Veranstaltungen am Abend regt Hagenbuchner auch Mentoring-Programme an. Sie hätten neben der regelmäßigen stattfindenden Kommunikation den großen Vorteil, dass der Erfahrungsschatz der älteren Mitarbeitenden an seine Generation weitergegeben werde. Ob Mentoring-Programme oder andere Maßnahmen, wichtig sei auf jeden Fall eine gezielte Förderung des Austausches zwischen den Generationen, so Hagenbuchner: „So ein Dialog muss vom Unternehmen aktiv gefördert werden. Es reicht zum Beispiel nicht, einfach nur eine Kaffeemaschine aufzustellen.“

©Fischer

Was der Generation Z beim Thema Gesundheit besonders wichtig ist

Ohne das Thema Gesundheit wäre die Generation Z nicht vollständig beschrieben. Wie auch schon für die Vorgängergeneration Y ist Gesundheit der wichtigste Wert für diese Altersgruppe. Bedeutet für Unternehmen: Wollen sie die Generation Z von sich überzeugen, müssen sie Corporate Health oberste Priorität einräumen. Neben klassischen Bewegungs- und Ernährungsangeboten, die entsprechend der Zielgruppe sowohl analog als auch digital angeboten werden sollten, rückt infolge der Corona-Pandemie vor allem ein Aspekt in den Mittelpunkt: die psychische Gesundheit. Wie die bereits erwähnte „Deloitte Millennial Survey 2022“ offenlegt, haben viele jungen Menschen im Alter von 18-38 Jahren den Eindruck, dass das Thema von Unternehmen bisher vernachlässigt wurde.

Max Hagenbuchner kann dies bestätigen: „Ich muss zugeben, dass ich das Thema lange unterschätzt habe. Mittlerweile wissen wir, dass während der Pandemie die psychische Gesundheit und das Gefühl, das eigene Leben kontrollieren zu können, gerade bei der jungen Generation gelitten hat. Deshalb glaube ich, dass wir im Bereich der mentalen Gesundheit vor der größten Herausforderung stehen.“ Unternehmen sind hier also gefordert, ihren Mitarbeitenden entsprechende Angebote wie Achtsamkeits- und Resilienztrainings, oder Stressmanagement-Seminare zur Verfügung zu stellen. Auch digitale psychotherapeutische Beratungsprogramme, bei denen die Anonymität der Mitarbeitenden gewahrt wird, können sinnvoll sein. Denn immerhin ein Drittel der Gen Z- und Y-Vertreter:innen trauen sich nicht, mit dem eigenen Arbeitgeber über Stress- oder Angstgefühle zu sprechen.


Vier Tipps für den Rekrutierungsprozess von Max Hagenbuchner

👉 Wertevorstellungen abgleichen: „Die Generation Z macht in vielen Fällen gerade die ersten Schritte am Arbeitsmarkt. Erkundigen Sie sich, wie die jungen Menschen auf ihr Unternehmen aufmerksam wurden oder nach bisherigen Erfahrungen bei Bewerbungen. Hinterfragen Sie, was ausschlaggebend war, die Bewerbung abzusenden, um herauszufinden, ob die Wertevorstellungen, mit denen in ihrem Unternehmen übereinstimmen. Seien Sie vor allem aber spontan und ehrlich: Versprechen Sie nichts, dass Sie nicht halten können. Das gilt für Stellenbeschreibungen genauso wie für die persönlichen Gespräche mit Kandidaten.“

👉 Tu Gutes und sprich darüber: „Für Unternehmen wird es immer wichtiger, dass sie nicht nur zeigen, was sie tun, sondern vor allem, warum sie das tun. Sie sollten offensiv über digitale Kanäle kommunizieren und folgende Fragen beantworten: Was machen wir? Warum machen wir das? Und wer arbeitet bei uns? Und vor allem: Wie arbeiten wir im Unternehmen? Diese Unternehmensstorys gilt es, in Fotos und Videos zu packen und dann in den sozialen Kanälen zu verbreiten, auf denen sich die Gen Z bewegt.“

👉 Zeitgemäß kommunizieren: „Die Gen Z kommuniziert extrem schnell und vor allem digital. Hier ist es für Unternehmen entscheidend, dass sie in irgendeiner Form Schritt halten können mit dieser Geschwindigkeit. Bedeutet: Sich eben nicht wochenlang Zeit lassen für die Beantwortung einer Bewerbung, sondern schnell und digital kommunizieren auf den Kanälen, die die Gen Z gewohnt ist.“

👉 Bewerbungsverfahren neu denken: „Die klassischen Schritte im Bewerbungsverfahren sollte man weglassen. Es geht zunächst darum, einfach und schnell einen Kontakt herzustellen. Dafür reicht im ersten Schritt die Telefonnummer, um zum Beispiel über WhatsApp kommunizieren zu können. Unterlagen wie Lebenslauf oder Zeugnisse kann man später noch anfordern. Durch diese Art der Kommunikation entsteht sofort eine Interaktion zwischen dem Bewerber und dem Unternehmen.“


Fazit

Die sagenumwobene Generation Z – heiß begehrt, doch nicht so einfach zu überzeugen. So lässt sich die Herausforderung für Unternehmen zusammenfassen. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels haben Arbeitgeber:innen jedoch keine Wahl: Sie müssen sich dieser Herausforderung stellen, wollen sie die jungen Talente für sich gewinnen. Wer sich mit den Bedürfnissen der Generation Z auseinandersetzt stellt fest: Diese Generation hat eine überaus hohe digitale Affinität, legt Wert auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit, aber auch auf wirtschaftliche Sicherheit und Unternehmen, die Corporate Health ernst meinen und sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden einsetzen. Wer dann noch im Rekrutierungsprozess flexibel und schnell reagiert (siehe Tipps von Max Hagenbuchner), dürfte bei der Generation Z gute Karten haben.


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Stand des Artikels: 01.03.2023
Die Autorin

Alina Nagel

MEDISinn-Redaktion
Die Autorin

Yvonne Müller

MEDISinn-Redaktion

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