Integration und Inklusion – Gemeinsam, statt nur dabei
Wenn wir ausdrücken möchten, dass jemand gut in das Große Ganze aufgenommen wurde, wählen wir oft den Begriff „integriert“. Im Idealfall meinen wir damit, dass sie/er gleichberechtigt in ein Umfeld eingebunden wurde. Genau genommen geht das jedoch schon über das klassische Konzept der Integration hinaus, es beschreibt nämlich den Vorgang der Inklusion. Die beiden Begriffe werden oft in Verbindung mit Soziologie genannt, sind aber auch in der Arbeitswelt mittlerweile nicht mehr wegzudenken.
Die Begriffe ‚Diversity & Inclusion‘ (oft auch: Diversity, Equity & Inclusion, kurz DEI) haben Sie bestimmt schon einmal gehört, ist es doch mittlerweile ein fester Bestandteil der meisten Unternehmensstrategien. Studien bestätigen, dass heterogene Teams kreativere Lösungen zu Problemen finden, als homogene. Außerdem bewerten Bewerber:innen es als immer ausschlaggebender, dass Unternehmen sich für Gleichberechtigung und soziale Verantwortung einsetzen. Diversität und Inklusion sollten also im Arbeitsalltag als enorm wichtig eingestuft werden.
Diversity, Equity, Inclusion – kurze Erklärung der Begriffe
- Diversity [dt. "Diversität"] meint die Vielfalt innerhalb einer Gruppe. Individuelle Unterschiede werden als positiv gesehen, da alle etwas eigenes zum Prozess beitragen können.
- Equity bedeutet so viel wie Gerechtigkeit und fordert im Vergleich zu ‚Equality' [dt. "Gleichheit"], dass Menschen nicht nur gleich behandelt werden, sondern auf ihre Bedürfnisse angepasste Unterstützung erhalten.
- Inclusion beschreibt das aktive, gleichberechtigte Einbinden aller in eine Gruppe.
Integration oder Inklusion – Was ist der Unterschied?
Nach der Theorie geht die Integration davon aus, dass eine Gesellschaft aus einer relativ homogenen Mehrheitsgruppe und einer kleineren Außengruppe besteht, die sich anpassen muss. Die Inklusion hingegen betrachtet alle Menschen als gleichberechtigte Individuen, mit gleich wichtigen Bedürfnissen.
Während Integration also Unterschiede klar wahrnimmt und eine Anpassung des Einzelnen an die Mehrheit voraussetzt, fordert die Inklusion eine Anpassung des Systems an die Bedürfnisse der Individuen.
So positiv Integration also an sich erst einmal klingt, hat der Begriff theoretisch auch die Annahme inne, dass in einer Gemeinschaft gleichartige Gruppen innerhalb eines abgegrenzten Bereiches interagieren sollen. Inklusion hingegen plädiert für eine Struktur, die auf den Bedürfnissen der Individuen aufbaut und sich ihnen Schritt für Schritt anpasst, um ein Zusammenleben, bzw. -arbeiten, so optimal wie möglich für alle zu gestalten.
Was bedeutet das für die Arbeitswelt?
Klar ist, wer sich in seinem/ihren Arbeitsumfeld unwohl fühlt, ist weniger motiviert. Darunter leidet nicht nur die Performance, sondern auch die Zufriedenheit und am Ende auch die mentale Gesundheit der Betroffenen. Gerade die jüngere Generation legt zudem mehr und mehr Wert darauf, sich mit ihrem Unternehmen identifizieren zu können und einen Purpose [dt. "Sinn"] in ihrem Job zu verspüren. Folglich wird die Wahrscheinlichkeit, dass Arbeitnehmer:innen ihren Job verlassen, weil sie sich nicht wohl fühlen, höher. Laut dem Deloitte DEI and Trust Survey 2021 würden tatsächlich 40% der Arbeitnehmer:innen eine Kündigung in Betracht ziehen, wenn ihr Arbeitgeber die versprochenen Diversity & Inclusion-Ziele nicht erfüllt.
Nicht ohne Grund finden wir die Worte ‚Diversity‘ und ‚Inclusion‘ meist zusammen – denn Inklusion ist in der Tat nicht ohne Diversität möglich. Und dies schließt eben auch die Gleichstellung und Gleichberechtigung (equity) von Mitarbeitenden mit ein. Dabei ist es wichtig daran zu denken, dass Diversität zahlreiche Dimensionen hat, sichtbare und unsichtbare:
Obwohl Gen Y und Gen Z Diversity & Inclusion eine hohe Priorität in der Wahl ihres Arbeitsplatzes zuschreiben, wird das Thema von vielen Unternehmen leider noch immer nur als „Nice to Have“ [zu dt. „Schön zu haben“, also ein nettes Extra] angesehen. Damit machen sie aber einen grundlegenden Fehler. Ähnlich wie in unserem Artikel über Nachhaltigkeit von einer Expertin beschrieben, funktioniert Diversität und Inklusion nämlich nicht „nur ein bisschen“. Das Thema muss als zentraler Punkt in die Firmenstrategie eingebettet werden.
Vorteile von Diversity & Inclusion
Die gute Nachricht für Unternehmen ist – Organisationen, in denen es mehr Vielfalt gibt, sind auch noch erfolgreicher! Wie die McKinsey Studie Diversity Wins – How Inclusion Matters zeigt, steigern Unternehmen mit hoher Geschlechter-Diversität meist ihren Profit, und das sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von 25%. Wenn man sich die Internationalität ansieht, liegt dieser Wert sogar bei 36%.
Laut HR-Beratungen und dem Harvard Business Review steigt mit Diversity & Inclusion neben der rein finanziellen Performance auch die Performance der Mitarbeiter:innen, ihr Engagement fürs Unternehmen und ihre Bindung zu diesem. Diverse Teams können Fakten schneller und besser verarbeiten, da sie einen unterschiedlichen Erfahrungsschatz mitbringen – der sogenannte ‚group bias‘ [bias = Voreingenommensein] fehlt. Außerdem steht dem Team eine größere Bandbreite an Wissen zur Verfügung, was zu einer schnelleren Problemlösung führt.
Wie kann bessere Inklusion funktionieren?
Einen Schritt weiter als Integration – Inklusion!
Aber was braucht es dazu? Gute Aufklärung im Team und vor allem auch bei den Führungskräften. Deshalb ist es wichtig, alle Beteiligten zu sensibilisieren, ohne bestimmte Personen besonders herauszugreifen. Dabei können beispielsweise Trainings oder Workshops helfen. Es ist außerdem essenziell, klare Richtlinien für die Zusammenarbeit festzulegen und generell eine gleichberechtigte Infrastruktur für Kollaboration bereitzustellen.
Zu guter Letzt
Dass ein Team gut funktioniert und alle sich gleichberechtigt fühlen geht uns alle etwas an – alle Beteiligten können etwas zur guten Inklusion beitragen. Dabei geht es nicht darum, perfekt zu sein, niemand kann alles wissen. Die beste Grundlage für gleichberechtigte Zusammenarbeit und das Vorbeugen von Missverständnissen ist Empathie und Kommunikation. Und im Zweifelsfall – einfach nachfragen!