Stress im Blick – Reduzieren Sie Ihren digitalen Sehstress

Leistungsdruck, Beziehungsprobleme, Zeitmangel: Stress kennen wir in vielen Formen und aus verschiedensten Situationen. Während wir dabei aber sofort an Symptome wie Herzrasen und zittrige Hände denken, kann Stress sich aber auch noch auf eine andere Art körperlich bemerkbar machen: nämlich an unseren Augen. Eine Gefahr, die nicht zu unterschätzen ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Als „Büro-Auge“ bezeichnet man einen Zustand übermüdeter Augen aufgrund von Überanstrengung. Die Hauptursache liegt in stundenlanger Bildschirmarbeit.
  • Der starre Blick in den Bildschirm führt zudem auch dazu, dass wir weniger blinzeln. Dies hat zur Folge, dass die Augen zusätzlich austrocknen.
  • Neben der Arbeit an PC-Bildschirmen verbringen wir heutzutage auch bis zu vier Stunden täglich am Smartphone. Dabei muss das Auge sich mehrere hundert Male pro Tag und in Sekundenschnelle an neue Helligkeiten und Entfernungen anpassen.
  • Sehstress kann auch chronische Rückenschmerzen nach sich ziehen: Durch die enge Verbindung mit der Muskulatur des oberen Rückens kann es durch Überanstrengung der Augen auch zu Verhärtungen in Schultern, Nacken und Rücken kommen.
  • Mit ein paar einfachen Übungen können Sie Ihre Augen auch während der Arbeit entlasten und chronischen physischen Erkrankungen vorbeugen. Wir zeigen wie es geht.
  • Hochenergetisches blaues Licht (HEV) kann den Schlaf-Wach-Rhythmus stören, da Blaulicht das Schlafhormon Melatonin negativ beeinflusst. Zusätzlich dazu kann ein Übermaß an HEV im Alter auch zu schweren Sehstörungen führen. Helfen können entsprechende Blaulichtfilter. Nützlicher Tipp: Vermeiden Sie Displays mit Blaulicht circa zwei Stunden vor dem Zubettgehen.
Stundenlanges Arbeiten am Bildschirm verursacht häufig Sehstress. Trockene Augen und Kopfschmerzen sind nur zwei typische Symptome. Auch Rückenschmerzen und Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich können die Folge sein. Foto: istock/fizkes

Die Digitalisierung hat unser Sehverhalten verändert

Als Sehstress wird generell ein Zustand der „Übermüdung der Augen aufgrund von Überanstrengung“ bezeichnet. Heutzutage spricht man dabei oftmals auch von „Büro-Auge“ oder „Office-Eye-Syndrom“. Der Grund dafür liegt vor allem in der Digitalisierung: In vielen Tätigkeitsfeldern arbeiten wir heutzutage hauptsächlich digital an Bildschirmen. Das wirkt sich enorm auf unser Sehverhalten aus. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verbringen etwa zwei Drittel der 25- bis 54-jährigen Deutschen täglich einen Teil ihrer Arbeitszeit am Computer (Stand 2015). Dazu kommt, dass sich inzwischen auch unsere Freizeit größtenteils ins Digitale verlagert: Der durchschnittliche Nutzer verbringt pro Tag fast vier Stunden am Smartphone (Stand 2020) – Tendenz steigend. Laut aktuellen Prognosen wird die Zahl der Smartphone-Nutzer bis 2023 auf rund 69 Millionen steigen, 2020 waren es bereits knapp über 60 Millionen. Eine Umfrage von Deloitte hat ergeben, dass unter den 18- bis 54-Jährigen über 90% zu den Mobiltelefonnutzern gehören. Die Zahl der Menschen, die ihr Smartphone nicht nur für private, sondern auch für berufliche Zwecke nutzen, hat sich seit 2017 sogar verdoppelt.

Rund 40% der Deutschen schätzen Ihre Smartphone-Nutzung als zu hoch ein. Der Trend ist steigend. Nachrichten-Apps und soziale Netzwerke nehmen dabei die meiste Zeit ein. Bild- und Informationsquelle: Deloitte.

Was wir nicht sehen können: Unsere Augen erbringen täglich Höchstleistungen

Wer täglich so lange auf Bildschirme blickt, läuft Gefahr, seine Augen übermäßig zu belasten und im schlimmsten Fall auch nachhaltig zu schädigen. Eine Erklärung dazu liefert die Pharmazeutische Zeitung: „Die Zusammensetzung des Tränenfilms spielt eine zentrale Rolle. Er besteht aus drei verschiedenen Schichten. Die Lipidschicht (die oberste Schicht, Anm. d. Red.) verhindert eine schnelle Verdunstung der Tränenflüssigkeit, die wässrige Schicht enthält Strukturproteine sowie Antikörper und die Mucinschicht verbindet den Tränenfilm mit der Augenoberfläche. Bei der Bildschirmarbeit kommt es zu einem Defekt der Lipidphase.“ In diesem Zusammenhang steht, dass der starre Blick auf den Bildschirm auch die ‚Blinzelfunktion‘ der Augen reduziere, wie Augenoptikerin und ganzheitliche Sehtrainerin Claudia Scheible-Dimou erklärt. Somit werde viel zu wenig Tränenfilm über die Hornhaut, die Schutzschicht der Augen, transportiert. In der Folge trocknen die Augen zusätzlich aus.

Sehstress kann chronische Rückenschmerzen verursachen

Stundenlanges Verharren in einer Sitzposition schadet dabei nicht nur unseren Augen: Ihre Muskelpartien sind eng verbunden mit den Muskeln des Kiefers, des Nackens und der Schultern. Der starre Blick auf den Bildschirm kann somit nicht nur den Augen schaden, sondern auch zu Verhärtungen im oberen Rücken und sogar zu chronischen Rückenschmerzen führen. „Sind der leuchtende Bildschirm und die Arbeit von so hohem Interesse, dann hat das zumeist eine krumme Haltung zufolge. Arme und Beine werden angezogen, der Hals streckt sich nach vorne. Oft ist diese Haltung über mehrere Stunden so dominant, dass der ganze Körper sich zur Seite neigt und in einer Art Schonhaltung verharrt“, ergänzt Claudia Scheible-Dimou. Verändern wir die Haltung, um zwischen mehreren Bildschirmen hin- und herzublicken, so sehen sich unsere Augen einer weiteren Herausforderung ausgesetzt: der Anpassung an stets wechselnde Sehentfernungen (Akkommodation) und Helligkeiten (Adaption). Blicken wir also kurz auf unser Smartphone, um dann wieder auf zwei oder gar mehr Bildschirmen weiterzuarbeiten, müssen unsere Augen in Sekundenschnelle Höchstleistung vollbringen. Und sie tun das mehrere hundert Male pro Tag.

Selten arbeiten wir nur noch an einem Bildschirm: Viele unter uns nutzen auch das Smartphone zur und während der Arbeit. Dabei müssen sich die Augen stets neuen Entfernungen und Helligkeiten anpassen: eine absolute Höchstleistung. Foto: istock/svetikd

Einfache Übungen: Wie Sie Ihre Augen im Büro bestmöglich schützen können

Trockene und juckende Augen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, verschwommenes oder doppeltes Sehen sowie Nacken-, Rücken- und Schulterschmerzen: Das sind die typischen Symptome, die Sehstress auslösen kann. Neben der langen Bildschirmarbeit tragen auch weitere Faktoren wie Heizungsluft oder Klimaanlagen im Büro dazu bei. Mit ein paar kleinen Tipps können wir unsere Augen entlasten und nachhaltig vor Gefahren schützen:

  • Während wir am Bildschirm arbeiten, sollten wir stets darauf achten, dass der Abstand zum Bildschirm ca. 50-80 cm beträgt und der Blick beim Sitzen leicht gesenkt auf den Bildschirm gerichtet ist.
  • Zusätzlich dazu sollte der Arbeitsplatz gut beleuchtet sein. Es sollte jedoch kein Tageslicht blenden oder sich im Bildschirm spiegeln, da wir sonst dazu neigen, dies mit Fehlhaltungen auszugleichen.
  • Augen und Rücken profitieren, wenn Sie mindestens einmal pro Stunde kurz aufstehen, sich dehnen oder strecken.
  • Halten Sie die 20-20-20 Regel ein: Dafür wenden Sie alle 20 Minuten den Blick vom Bildschirm ab und richten ihn für 20 Sekunden auf ein Objekt in etwa 20 Meter Entfernung.
  • Viel Trinken und zwischendurch Gähnen schützt die Augen zusätzlich davor, auszutrocknen und lockert die Muskulatur.

Was ist blaues Licht? Und wie schädlich ist es für unsere Augen?

Schlafprobleme, Konzentrationsstörungen oder auch Augenerkrankungen: Hochenergetischem blauem Licht (kurz HEV-Licht) wird nachgesagt, dass es all dies verursacht. Aber was steckt eigentlich hinter dem Begriff blaues Licht und warum kann es den Augen schaden? Moderne digitale Displays strahlen viel blaues Licht ab. Während das natürliche Sonnenlicht im Laufe des Tages an Blautönen verliert und ins Rötliche übergeht, strahlen gewöhnliche LCDs konstant eher bläulich. Eine bestimmte Menge davon braucht unser Körper auch, um den Schlaf-Wach-Rhythmus zu steuern. Aber ein Übermaß an blauem Licht kann den Schlafrhythmus stören, da es das für den Schlaf verantwortliche Hormon Melatonin stört. Daher wird zum Beispiel dazu geraten, Displays mit hohem Blaulichtanteil rund zwei Stunden vor dem Schlafengehen generell zu meiden.

Das Handy im Bett gehört für Viele in inzwischen beinahe zur Routine. Allerdings stört das blaue Licht, das vom Display ausgestrahlt wird, den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus und das für den gesunden Schlaf wichtige Hormon Melatonin. Wer seine Augen schützen und gut schlafen möchte, soll bis zu zwei Stunden vor dem Zubettgehen auf Displays mit blauem Licht verzichten. Bildrechte: istock/AlessandroPhoto

Schützen Sie sich vorzeitig vor altersbedingten Sehproblemen

Zusätzlich dazu ergeben diverse Studien auch, dass zu viel blaues Licht unsere Augen vor allem im Alter beschädigt und zur altersbedingten Makula-Degeneration beitragen kann, einer Erkrankung der inneren Netzhaut, die zu starkem Sehverlust führt. Wer sich rechtzeitig davor schützen möchte, kann zum Beispiel zu Sehhilfen mit Blaulichtfilter greifen oder die Blaulicht-Einstellungen auf den entsprechenden Displays anpassen. Das funktioniert über die Anzeige-Einstellungen auf dem jeweiligen Gerät. Hier lässt sich über den Nachtmodus der Blaulichtfilter einsetzen und individuell regulieren.

Fazit

Schauen Sie genauer hin bei Sehstress und unterstützen Sie Ihre Augen – mit einfachen präventiven Übungen und Maßnahmen.


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Stand des Artikels: 20.09.2021
Die Autorin

Alina Nagel

MEDISinn-Redaktion
Betriebsmedizinische Leistungen
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