Gesundheits- und Ernährungsmythen der kalten Jahreszeit im Check

Bei Erkältung soll man Vitamin C nehmen, Lichttherapie hilft, die Winterdepression zu vertreiben und so weiter und so fort: Über das richtige Verhalten im Winter gibt es zahlreiche „Weisheiten“. Doch welche davon sind tatsächlich wahr – und welche Unfug? Wir werfen einen Blick auf die gängigsten Mythen um das Verhalten in der kalten Jahreszeit und geben Empfehlungen, wie jede(r) selbst die Chancen erhöht, gesund zu bleiben – und wie Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen dabei unterstützen können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Ernährungs- und Gesundheitsmythen stimmen tatsächlich – aus ihnen leiten sich wichtige Erkenntnisse für eine gesunde Lebensweise zur kalten Jahreszeit ab.
  • Einige Krankheiten werden im Herbst und Winter durch trockene Heizungsluft begünstigt. Wir haben die häufigsten Erkrankungen aufgeführt, die jetzt drohen.
  • Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und häufige Aufenthalte im Freien stärken die Gesundheit nachhaltig.
  • Arbeitgeber:innen können ihre Mitarbeiter:innen durch gezielte BGM-Maßnahmen dabei unterstützen, gesund durch die kalte Jahreszeit zu kommen.
Person hält Brett mit Zitronen, Ingwer, Honig etc., darüber liegt ein Fragezeichen.
Vitamin C schützt vor Erkältung, Kälte macht krank und Suppe gesund - es gibt zahlreiche Mythen, die uns durch die kalte Jahreszeit begleiten. Wir haben sie unter die Lupe genommen und klären auf, was wirklich stimmt. Bildquelle: istock/gpointstudio

Wo leben die gesündesten Menschen der Welt? Nicht in Deutschland … Nur auf Platz 23 schaffen wir es hier, laut Bloomberg’s Global Health Index 2020. Weit vorn hingegen liegen hier Länder wie Spanien und Italien. Ein wichtiger Faktor: Am Mittelmeer ernähren sich die Menschen gesünder, was mitunter dazu führt, dass die Menschen hier auch länger leben. Das ist also nicht nur ein Mythos.
Diesen und viele weitere haben wir unter die Lupe genommen. Darüber hinaus erfahren Sie hier alles über die die häufigsten Erkrankungen im Winter und wie Sie darauf reagieren können – auch als Arbeitgeber. Zudem zeigen wir Ihnen fünf digitale BGM-Angebote, mit denen Unternehmen die Gesundheit ihrer Teams jetzt effektiv fördern können.

Stimmt‘s oder stimmt‘s nicht? Die häufigsten Gesundheitsmythen im Quick-Check

Ein Vitamin D-Mangel ist in unseren Breitengraden wahrscheinlich.
Ja. Je weiter im Norden wir leben, desto wahrscheinlicher ist der Mangel. Ursache ist die geringere Sonnenscheindauer. Vitamin D ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt, es fördert die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm, steigert die Muskelkraft und die Immunabwehr. Das meiste Vitamin D bildet der Körper selbst – und benötigt dafür Sonnenlicht. Um einem Mangel vorzubeugen, sollte man es vermehrt über die Nahrung aufnehmen, zum Beispiel durch Fisch oder Pilze, und vor allem tagsüber so oft wie möglich an die frische Luft gehen, selbst wenn es nass und kalt ist.

Licht vertreibt die Winterdepression.
Ja, die saisonal abhängige Depression lässt sich verhindern, wenn man auch im Herbst und Winter täglich bei Tageslicht spazieren geht. So bekommt man selbst an trüben Tagen ausreichend Licht. Zur Not kann auch ein professionelles Lichttherapiegerät helfen, hier wird die Stimmung mit einer Lichtstärke von mindestens 10.000 Lux im wahrsten Sinne des Wortes aufgehellt (zum Vergleich: an Wintertagen beträgt die Lichtstärke draußen 2.500 Lux).

Am Mittelmeer ernähren sich die Menschen gesünder und leben deswegen länger.
Richtig. Die mediterrane Ernährung mit viel frischem Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Fisch ist der Hauptgrund, warum in Spanien und Italien die gesündesten Menschen der Welt leben und dort die Lebenserwartung besonders hoch ist. Denn die sogenannte Mittelmeer-Diät ist vitaminreich, frisch und enthält viele wertvolle Öle und verzichtet auf stark verarbeitete Produkte und fettes Fleisch.

Vitamin C schützt vor Erkältung.
Nein. Orangen verhindern keinen Schnupfen. Vitamin C kann lediglich geringfügig die Dauer der Beschwerden verkürzen. Vitamin C ist ein wichtiger Bestandteil für ein funktionierendes Immunsystem, aber dabei kommt es auf die richtige Ernährung an. Wer grundsätzlich gesund ist und sich ausgewogen ernährt, braucht keine Nahrungsergänzung. Wer dennoch darüber nachdenkt, sollte sich in einer Arztpraxis oder Apotheke professionell beraten lassen und gegebenenfalls den Vitaminspiegel testen lassen.

Hühnerbrühe hilft gegen Erkältung.
Ja. Das ist kein Aberglaube, sondern naturwissenschaftlich belegt. Studien zeigen: Hühnersuppe blockiert im Organismus bestimmte weiße Blutkörperchen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind. Die perfekte Hühnerbrühe enthält neben Namensgeber Huhn unter anderem auch Petersilienwurzel, Zwiebeln, Knoblauch, Möhren und Ingwer, Zimt sowie Honig. Ein gutes Rezept gibt es hier.

Wir brauchen eine Mütze, um den Körper warmzuhalten.
Ja. Kleine Kinder sowieso, aber auch Erwachsene. Denn wenn wir mit Kleidung den ganzen Körper warmhalten, aber auf eine Kopfbedeckung verzichten, gibt der Körper die Wärme über den wieder Kopf ab.

Joggen im Winter schadet dem Körper.
Ja und nein. Grundsätzlich ist Joggen im Winter gut fürs Immunsystem. Aber: Kalte Luft kann für Bronchien, Stirn- und Nebenhöhlen gefährlich werden. Deswegen stets langsam und nicht zu tief durch die Nase atmen, da die Luft so erwärmt wird und nicht kalt eingeatmet wird. Sinnvoll ist außerdem atmungsaktive Funktionswäsche aus Polyester, Elastan oder Merinowolle; diese hält trocken und schützt vor dem Auskühlen (siehe dazu auch „Bewegung“ unten).

Erkältung kommt von Kälte.
Ja und nein. Eine Erkältung kommt nicht von Kälte, wird durch sie aber begünstigt. In einem virenfreien, eiskalten Raum wird niemand krank, nur weil er friert. Die Kälte senkt aber die Durchblutung der Atemwege und trocknet so die Nasenschleimhäute aus. Dadurch sinkt die Abwehrbereitschaft und Erkältungsviren haben ein leichteres Spiel.

Heizungsluft ist ungesund.
Ja, das ist richtig. Heizungsluft ist trocken und das ist schlecht für die Schleimhäute. Die Augen brennen, die Nase trocknet aus, die Wahrscheinlichkeit für Infekte steigt. Außerdem leidet die Haut. Die niedrige Luftfeuchtigkeit lässt außerdem Bakterien und Viren besser umherfliegen. Die Lösung: Zwei- bis dreimal pro Tag für jeweils fünf Minuten Stoßlüften, außerdem Zimmerpflanzen oder auch Wasserschalen für mehr Luftfeuchtigkeit aufstellen.


Die häufigsten Krankheiten im Winter – das sollten Sie darüber wissen

Grippe und grippale Infekte, Corona und Magen-Darm – unsere Körper sind anfälliger für Viren, sobald die Temperaturen sinken. Aber auch Haut, Muskeln, Skelett und Herz sind besonderen Belastungen ausgesetzt. Das sind die häufigsten saisonalen Erkrankungen und so kann man ihnen vorbeugen:

Asthma: Winterliche Temperaturen und trockene Heizungsluft verursachen kein Asthma. Aber sie können manchen Asthmatiker:innen Probleme bereiten, da Kälte die Symptome der chronischen Atemwegserkrankung verstärkt. Good News: Im Winter haben zumindest Pollenallergiker:innen eine entspanntere Zeit. Das hilft allen anderen:

  • Medikamente konsequent einnehmen
  • Fenster so oft wie möglich öffnen und durch die Nase atmen
  • Impfen gegen Grippe & Co. nicht vergessen

Arthrose: Sinkende Temperaturen verstärken oftmals die Schmerzen in den Gelenken. Bewegungsmangel macht es zusätzlich noch schlimmer. Besser: Gelenke warm und in Bewegung halten, am besten mit schonenden Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen. Außerdem einmal mehr auf ausgewogene Ernährung achten und beispielsweise auf tierische Eiweiße verzichten, da sie entzündungsfördernd wirken.

Grippe und grippale Infekte: Viele Erkältungsviren mögen Kälte. Die Heizungsluft macht unsere Atemwege anfälliger – und schon ist sie da, die Grippewelle. Aber auch andere Rhinoviren, wie auch Coronaviren, werden in der kalten Jahreszeit, wenn wir alle vermehrt in geschlossenen Räumen sind, leichter übertragen. Da hilft nur: lüften, Immunsystem stärken und gegebenenfalls impfen lassen.

Magen-Darm-Grippe: Ursache für die winterliche Häufung ist wie bei den Erkältungen auch die Heizungsluft und das enge Beisammensein. Vermeiden lässt sich die Ansteckung durch konsequente Handhygiene. Zusätzlich kann regelmäßiges Lüften die Virenlast und ihre Vermehrung reduzieren.

Neurodermitis: Die chronische Unterfunktion der Talg- und Schweißdrüsen der Neurodermitiker führt zu Trockenheit, die in der kalten Jahreszeit und speziell durch Heizungsluft noch schlimmer wird. Die Haut muss jetzt gut mit Fett versorgt werden. Außerdem: Räume nur auf 20 Grad heizen, regelmäßig lüften und atmungsaktive Kleidung aus Baumwolle oder Seide tragen, die die Haut nicht kratzt.


In Bewegung bleiben: Warum das jetzt so wichtig ist

Definitiv kein Mythos: Die beste Abwehr von Infektionskrankheiten bietet ein Immunsystem, welches durch Sport und gesunde Ernährung gestärkt ist. Aber wer hat schon immer Lust, bei Schnee und Regen zu Laufen oder Radzufahren?

Regelmäßige Bewegung trainiert das Herz-Kreislauf-System, baut Stress ab und ist gut fürs Immunsystem. Drinnen und draußen! Vor allem draußen im Tageslicht jedoch ist der Nutzen doppelt so groß. Aber Achtung: Temperaturen unter minus zehn Grad sind für die Atemwege zu anstrengend. Ansonsten gilt: Gut aufwärmen, atmungsaktive Kleidung tragen und ausreichend Trinken, dann gibt es nichts einzuwenden und die Vorteile überwiegen deutlich. Wenn man sich dazu mal nicht aufraffen kann, tut auch eine indoor Yoga-Session Körper und Geist gut.

Die richtige Ernährung im Winter

Vitamin C und alles ist gut? Nur mit Zitronensaft ist es nicht getan, der Körper braucht für ein starkes Immunsystem auch ausreichend Zink, Selen, Vitamin A und B. Nur die einzelnen Wirkstoffe allein machen zwar nicht automatisch gesund, sie stärken aber das Immunsystem nachhaltig und fördern so Ihre Gesundheit.
Hier sind die wichtigsten Nährstoffe für ein starkes Immunsystem im Überblick:

Lebensmittel, wie Zwiebeln, Kohlgemüse, Obst, Suppen, Nüsse oder auch Tees fördern ein starkes Immunsystem. Vor allem im Herbst und Winter sollte man sie daher verstärkt in den Ernährungsplan einbauen.
  • Lebensmittel mit antioxidativer Wirkung schützen vor freien Radikalen, die die Zellen im Winter besonders schädigen. Besonders gut: Granatäpfel und Beeren.
  • Nüsse machen munter! Das Schlafhormon Melatonin wird aufgrund des wenigen Sonnenlichts vermehrt produziert und macht müde und antriebslos. Benötigt wird jetzt der Gegenspieler Serotonin. Nüsse bieten die Aminosäure Tryptophan, aus der Serotonin gebildet wird.
  • Knoblauch und Zwiebeln sind voll mit wertvollen Inhaltsstoffen, denen eine antibakterielle und desinfizierende Wirkung zugeschrieben wird.
  • Viel frisches Gemüse und Obst: Wer auf Produkte aus heimischem Anbau setzt, kann im Herbst und Winter verstärkt zu Kohlsorten wie Grün-, Rot- oder Weißkohl (enthalten zahlreiche Vitamine wie C und E sowie Mineralien wie beispielsweise Kalzium, Kalium und Eisen) und Obst wie Äpfel und Birnen greifen (enthalten zum Beispiel B-Vitamine sowie die Vitamine E und C plus einen hohen Gehalt an Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen).
  • Gemüsesuppen sind nicht nur bei Erkältungen eine gute Idee: Sie versorgen den Körper mit vielen Nährstoffen und Flüssigkeiten. Am besten schmecken und wirken sie selbstgemacht (wir raten allgemein von Fertigprodukten in großen Mengen ab).
  • Tee ist in der kalten Jahreszeit immer eine gute Idee: Er hat eine wärmende Wirkung und stärkt die Immunabwehr. Ingwer-, Salbei- und Kamillentee sind besonders zu empfehlen.

Ihre Checkliste für einen gesunden Tagesablauf

Ausreichend Schlaf, moderate Bewegung, richtiges Lüften – mit einigen Tipps kommt man gut durch den Winter. Das können Sie tun:

Das können Arbeitgeber:innen tun, um ihren Angestellten beim gesund bleiben zu helfen:

Fazit

Der Körper ist im Winter besonderen Belastungen ausgesetzt. Mit einigen Verhaltensanpassungen müssen die Risikofaktoren aber nicht unbedingt zu Krankheiten führen. Gesunde Ernährung, Bewegung und viel frische Luft helfen, gut und gesund durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Sie haben gesehen: Vitamin C ist weniger wichtig als angenommen, wenn wir uns eine Erkältung angelacht haben, ist eine Mütze hingegen eine gute Idee. Hätten Sie es gedacht? Kommen Sie gut durch den Winter!


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Stand des Artikels: 27.10.2022
Die Autorin

Alina Nagel

MEDISinn-Redaktion

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